Medical Training
Ich drücke es mal positiv aus: Die meisten (arbeitenden) Jagdhunde sind sehr gut ausgebildet. Zumindest in ihrem Job.
Der Haken ist, das gilt nicht für den Besuch beim Tierarzt. Und es ist leider auch nicht selbstverständlich, dass der Hundeführer zu Hause sinnvolle Untersuchungs- und Pflegemaßnahmen am Hund durchführen kann. Warum ist das so? Ehrlich gesagt weiß ich das nicht genau. Eine Vermutung von mir ist, dass man bei der Ausbildung des Jagdhundes ja schon ein deutlich höheres Programm zu absolvieren hat als der städtische, hauptberufliche Couchhund. Außerdem gibt es keine Leistungsprüfung, die den Tierarztbesuch beinhaltet.
Und trotzdem muss ich einmal den mahnenden Zeigefinger erheben: Bitte integriert auch ein Untersuchungstraining (neudeutsch Medical Training) in die Hundeausbildung. Arbeitende Hunde haben einfach ein höheres Risiko sich zu verletzen. Aber selbst wenn ihr Euren Tierarzt nur ein bis zweimal im Jahr zum Impfen seht, es ist für alle Beteiligten (Tierärztin, Hund, Hundeführerin) entspannter, wenn der Gesundheitscheck positiv und freiwillig über die Bühne geht.
Hier ein paar Tipps für Euer Training:
Optimaler Weise fangt ihr natürlich schon im Welpenalter an – sollte der Zug schon abgefahren sein, ist das aber kein Problem. Es gilt das Motto „besser spät als nie“.
Sorgt für eine entspannte Grundstimmung – sowohl beim Hund als auch bei Euch. Geht immer kleinschrittig vor, d.h. versucht mit Kleinigkeiten zu Beginnen und steigert dann langsam.
Belohnen hilft. Mein Geheimtipp: Beim nächsten Reh könnt ihr, sofern ihr es nicht selber esst, Leber Herz und Nieren dörren (Backofen oder Dörrautomat) bis es richtig schön hart ist. Hält sich in einem luftdicht verschließbaren Gefäß ewig und die Hunde tuen alles für Euch.
Was könnt ihr üben: Ohrwatscheln hochklappen, wenn das problemlos klappt, dann könnt ihr auch mit verschiedenen Gegenständen die Ohrinnenseite berühren – aber keine Wattestäbchen oder Flüssigkeiten ins Ohr. Allerdings könnt ihr die Innenseite der Ohrwatscheln und den oberen, sichtbaren Teil des Gehörganges mit einem weichen Tuch ausreiben.
Den Kopf vorsichtig festhalten und die Augen anschauen.
Lefzen anheben und Zähne anschauen, auf das Zahnfleisch drücken, Maul öffnen und soweit in den Rachen schauen wie möglich, auch mal die Backenzähne ganz hinten kontrollieren. Zähne putzen mit einer weichen Kinderzahnbürste üben. Beim Tierarzt gibt’s auch passende Zahnpasta.
Pfoten anfassen, überhaupt den Körper abtasten. Zwischen die Zehen schauen, mal einen Socken über die Pfote ziehen. Krallen schneiden, Fieber messen (bei Eurer Tierärztin könnt ihr bestimmt ein schnell messendes Fieberthermometer kaufen und Euch das korrekte Messen einmal zeigen lassen – eine flexible Spitze ist IMHO nicht so optimal).
Auf einen Tisch stellen, auf dem Tisch „Platz machen“. Für Fortgeschrittene auf dem Tisch auf die Seite legen und die Pfoten anfassen lassen. Für Profis folgt dann auf den Rücken drehen (hierzu am besten etwas weiches auf den Tisch legen, sonst drückt es an der Wirbelsäule).
Auf ein kleines Podest stellen und „Sitz machen“, wenn das Podest so ein kleines bisschen wackelig ist, dann trainiert das wunderbar das Wiegen beim Tierarzt.
Und in meinen Augen der allerwichtigste Punkt: Maulkorbtraining. Auch wenn ihr jetzt sagt, dass Euer Hund das nicht braucht, weil Ihr nie mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahrt o.ä., spätestens wenn Euer Hund verletzt im Wald liegt und ihr ihn nicht zum Tierarzt bringen könnt, weil er Euch vor Schmerzen beißt wenn ihr ihn hochhebt.